DER BERLINISCHE DISSIDENT SUCHT NACH DEN GLEICHGESINNTEN
In diesen Tagen hat der bekannte Dissident aus Deutschland Christoph Brumme Saratow besucht
«In den USA wurde bemerkt, dass Georgien dieser Krieg begonnen hat. Und niemand hat gefragt, was machеn Amerikaner in Georgien? Was macht die NATO in Georgien? Warum gibt es die NATO ?berhaupt noch? Die NATO war ein vertragliches Bild gegen den Warschauern Vertrag. Den Warschauern Vertrag gibt es schon lange nicht mehr».
Er liebt Russland, die russische Kultur, den Wodka und hat gesagt, dass nur in Russland, nicht in Deutschland f?hlt sich frei. ‚Wahrscheinlich, ich liebe seine Heimat nicht. Ich wei? nicht‘, – zweifelt sich berlinischer Dissident und Romanschriftsteller Christoph Brumme. Oder sein russischer Lieblingsschriftsteller Dostojewski hat auf ihn in irgendwelcher seltsamer Weise gewirkt, oder noch welche unbekannte Kraft, aber etwas zieht Christoph zu Russland unaufhaltsam.
Es ist freilich, l?nger als auf ein halbes Jahr wurde er hier nicht aufgehalten. Aber es st?rt ihm da schon das dritte Jahr der Reihe nach nicht, den nicht schw?chlichen Weg aus Berlin zu Saratow und zur?ck zu machen, wobei unbedingt mit dem Fahrrad.
Nach dem Weg umgeht er sich mit den Ortsbewohnern unbedingt, interessiert sich bei den Ukrainern, ob sie NATO betreten wollen, fotografiert sie und demonstriert diese Fotos zuerst in Saratow, und sp?ter in Berlin. Um den Reisenden und gleichzeitig den Schriftsteller zu h?ren, versammelt man sich, sowie in Russland, als auch in Deutschland, unver?nderlich nicht mehr als zwei Zehnen der Menschen. Um diese schreiende Ungerechtigkeit zu korrigieren, ich habe n?her entschieden, die Leser unseres Internet-Portals mit diesem sehr nicht ordin?ren Menschen bekannt zu machen.
– Christoph, Sie kommen oft nach Russland. Also, welche bei Ihnen den st?rksten Eindruck von dieses Land ist?
– Immer wieder die Herzlichkeit der Menschen. Ich erlebe Russland von unten. Ich fahre und beobachte. Ich erlebe die Menschen auf die Stra?e – die Verk?uferin, die Autoschl?sser. Und es gibt immer wieder sehr viel Information und Begeisterung. Manche Leute sagen: ‚Wir haben einen Schock‘. Ich habe eine Verk?uferin gefragt, wie geht die Gesch?fte in Russland. Sie hat gesagt: ‚Sehr gut‘, und war sehr erfreut. Das ist auch ein starkes Erlebnis, wenn ich sehe, dass die Leute stolz auf sein Land sind. Es ist sch?n, es ist interessant, dass die Leute stolz sind, dass sie in Russland leben.
– ?ndert sich etwas in Russland? Und wenn ja, so zu welcher Seite?
– Ja, nat?rlich ?ndert sich. Es gibt mehr Stabilit?t, mehr Arbeit. Die Menschen f?hlen die Sicherung, die Staat ist reicher, die Preise auch nicht so stark wachsen, es gibt mehr zu kaufen. Ich habe nur guten Eindruck.
– ?stliches Deutschland und Russland – gibt es etwas, dass es diese Territorien vereinigt?
– Die ?hnliche geschichtliche Erfahrungen. Wir haben den ?hnlichen Erfahrungen gemacht. In der DDR war 40 Jahren Sozialismus, in der Sowjetunion – 70 Jahren Sozialismus. Es gibt insgesamt ein skeptischer Blick auf Kapitalismus, gerade bei der ?lteren Generation. Die Leute haben eine gro?e Skepsis. Wo ist gro?e Idee geblieben? Wo ist Solidarit?t geblieben? Wo ist die Ehrlichkeit geblieben?
In Deutschland gibt es sicherlich auch diese Unterschiebung zwischen Ostdeutschen und Westdeutschen. Die Westdeutschen haben Angst vor dem Kriese. Die Ostdeutschen zum ersten Mal erleben einen gro?en ?konomischen Schock.
– Sie sind in der DDR geboren worden und haben dort 27 Jahre gelebt. Langweilen Sie sich nach diesem Land?
– Nein. Ich wohne jetzt interessanter und mehr besser als in der DDR. Ich m?ge jetzt alle B?cher lesen, wie ich m?chte. Das konnte ich in der DDR nicht. Ich habe auch mehr Rechte in Deutschland als in der DDR. Jetzt kann ich frei sprechen. Ich habe in der DDR auch frei gesprochen, aber nicht ?ffentlich. Darum keine Sehnsucht nach der DDR.
– Halten Sie f?r ihre Heimat die BRD?
– Ja, meine Heimat die BRD ist, nicht die DDR. Und auch sogar nicht Russland. Ich liebe sehr dieses Land, aber ich kann nicht sagen, dass Russland meine zweite Heimat ist.
– Was Sie am meisten in Russland sehr ?rgert?
– Nur die laute Musik auf den Stra?en. Fr?her haben mich die Kinder von OVIR sehr ?rgert, bei der Registrierung. Das war immer ein kindisches Spektakel, ein Schauspiel. Aber jetzt gibt es ein modernisches Gesetz und kein Problem. Also, nur die laute Musik. Das ist mir schwierig.
– F?hlen Sie einen Zivilisationsbruch zwischen Russland und Deutschland? Und wenn ja, so in der jedoch Jahre oder sogar Jahrhunderte?
– Oh, das ist eine schwierige Frage. (Denkt nach.) Es gibt nat?rlich kulturellen Unterschieden, es gibt sozialen Unterschieden, es gibt andere Verh?ltnisse zwischen dem Geschlecht. Aber einen Zivilisationsbruch… Hier, im europ?ischen Teile, leben doch mehr European. (Gerade kurz vor diesem Interview hat Brumme im deutschen Informationszentrum der Saratower gebietsm??igen universellen wissenschaftlichen Bibliothek verschiedene Fotos dieser Europ?er, gemacht von ihm in ?stlicher Ukraine, demonstriert. – T.K.) Also, zwischen Osteuropa, Ukraine und Russland gibt es Zeitlochern, Zeitl?cken. Ein Zivilisationsbruch – das ist ein gro?es Wort.
– Auf Ihren Blick, wird der Krieg zwischen Georgien und Russland fortgesetzt sein?
– Das wei? ich nicht. Das h?ngt von Amerikanern ab. Das h?ngt wahrscheinlich nicht von Russland und auch nicht wahrscheinlich von Georgien ab. Die gro?en Schuldigen in diesem Krieg haben Amerikaner. Man wurde in den deutschen Zeitungen ?ber verschiedene Untersuchungen viel berichtet, wie es zu diesem Krieg kam. In den USA wurde bemerkt, dass Georgien dieser Krieg begonnen hat. Und niemand hat gefragt, was machеn Amerikaner in Georgien? Was macht die NATO in Georgien? Warum gibt es die NATO ?berhaupt noch? Die NATO war ein vertragliches Bild gegen den Warschauern Vertrag. Den Warschauern Vertrag gibt es schon lange nicht mehr. Was hat die NATO gemacht?
Im Westen steht solches Problem wie der Sieg im kalten Krieg als Geschenk. Und geschenkte Siege sind gef?hrlich. Bei uns sind die freie Demokratie und Moral. Wir fahren mit dem Demokratielineal durch die Welt und messen, wer hat nicht die richtige Demokratie.
Meine russischen Studenten haben einen idealen Blick von Deutschland. Ich verstehe das. Es ist wirklich so: die Stra?en sind sauber, die Menschen sind friedlich, alles ist richtig und gut. Aber als Deutscher habe ich einen sch?rferen Blick, einen kritischen Blick auf meinem Land. Und ich sage: in Deutschland gibt es eine formelle Demokratie, es gibt keine reelle Demokratie. Mit welchen Fragen und Problemen besch?ftigt sich die Regierung? Mit den Teilproblemen. Aber die gro?en Fragen, was macht Deutschland in Afghanistan, die werden nicht in Parlament diskutiert. Eine formelle Demokratie. Ich habe geschrieben in einem Zeitungsartikel in Deutschland, dass die Westen tun m?ssen, dass Gorbatschev mit dem Sozialismus versucht –auch Glasnost und Perestroika.
Barack Obama sagt jetzt: wir wollen Atomwaffen abr?sten. Nat?rlich. Die Atomwaffen sind zu teuer. Mehrere europ?ische L?nder stehen jetzt vor dem Staatsbankrott.
– Wenn Deutschland von der ?berwachung der USA entgangen sein w?rde, wie schnell ihr milit?r-politisches Potential vorherrschend in Europa w?rde?
– Gar nicht. ?berhaupt nicht. Die Deutschen sind ein sehr pazifistisches Volk. Das deutsche Milit?r ist sehr klein. Das Deutschland ist klein, nicht so gro? wie, zum Beispiel, Frankreich. F?r viele Westdeutschen sind die USA wie ein gro?er Freund, wie die DDR f?r die Sowjetunion. Sie waren dort in den Schulen, sie waren dort als Studenten, sie haben viele Nostalgie nach dem USA. Aber die USA ?berwachen nicht nur Deutschland, sie ?berwachen die ganze Welt.
– Halten Sie m?glich und positiv den Eintritt Russlands in die NATO?
– Ich meine, besser in der EU. Die NATO kommt bis an die Grenzen Russlands, die NATO will die Ukraine und Russland trennen. Ich frage, warum gibt es die NATO? Ich meine, die NATO must abgel?st werden. 70% aller Waffen gibt es in der NATO. Die NATO sucht Entgegnung.
Ich meine, dass wir deutsch-russisches Kultur gemeinsam fernsehen sollten, dass wir deutsch-franz?sisches Kultur gemeinsam fernsehen sollten. Im deutschen Kino gehen die schlechten amerikanischen Filme.
– Wie meinen Sie, ob in Russland eine Lustration und ein ?ffentliches politisches Gericht ?ber der kommunistischen Doktrin notwendig sind?
– Ja, nat?rlich das ist notwendig, vor allem um die eigene Tragik zu verstehen, um die tragische Geschichte zu verstehen. In dem Sozialismus war es viel Gutes, aber er macht auch viel Schlechte. Im Namen der kommunistischen Ideen wurde der Faschismus besiegt, wurde Hitler in Deutschland besiegt.
– Ob in Russland den christlichen Pluralismus m?glich ist?
– Ja, auf jedem Fall. Ich erlebe in Russland eine sehr gro?e religi?se Toleranz.
– Und ob in Russland solche Partei wie die CDU–СSU m?glich ist?
– Ich wei? nicht. Es ist immer schwer Parteien k?nstlich zu erfinden.
Text: Tatjana KARTUZOWA
Foto: Olga PUSCHINA
P.S. Er hat doch den politischen Asyl in Russland nicht gebeten und hat wieder mit seinem blauen Fahrrad nach Berlin abgefahren, wieder nach seinem nicht freien Deutschland mit der formellen Demokratie um dort seinen Landamm?nnern ?ber die Demokratie von Putin und ?ber die Bedrohung der NATO zu erz?hlen.
